Vita
Gerhard Tänzer wurde am 18. März 1937 in Nordhausen am Harz geboren und wuchs in der 1945 durch Bombenangriffe stark zerstörten Stadt auf. Nach dem Abitur bewarb er sich um ein Studium an der Universität Jena und an der Bergakademie Freiberg, musste aber im Kalibergwerk „Karl Liebknecht“ in Bleicherode unter Tage erkennen, dass ihm mangels gesellschaftlicher Betätigung ein Studienplatz versagt bliebe. Er reiste am Reformationstag 1955 aus der ostdeutschen Republik aus, arbeitete im Lebensmittellager eines Kaufhauses, absolvierte die zusätzliche westdeutsche Abiturprüfung und studierte an der Universität Göttingen Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Nach den Staatsexamina trat er in den niedersächsischen Schuldienst. 1966 heiratete er Janine Pitard, professeur d´allemand, aus Bordeaux und nahm mit ihr den Wohnsitz in einer lothringischen Grenzstadt, später in dem saarländischen Bergort Berus wie auch in Lacanau-Océan an der aquitanischen Küste. Sein 1978 geborener Sohn Guillem, dem Lehrberuf nicht zugeneigt, wurde ein Maschinenbau-Ingenieur. Mit Beginn des neuen Jahrtausends beendete Tänzer als Studiendirektor an einem Saarlouiser Gymnasium seine pädagogische Tätigkeit.
Sein literarisches Schreiben begann Gerhard Tänzer mit konkreter Poesie, seine Wortbilder erschienen ab 1970 in der österreichischen Literaturzeitschrift „neue texte“, sodann auch in anderen Literaturzeitschriften und in Anthologien, gingen als Mail Art in die Welt und wurden in Ausstellungen gezeigt, u. a. 1980 im Kunstmuseum/Sprengelmuseum Hannover. Als die konkrete Poesie als Strömung verebbte, fand Tänzer zur Alltagslyrik, es entstanden Gedichte unter dem Vorzeichen politischen und persönlichen Erlebens. Jener Thematik entsprachen auch die beiden kleinen Theaterstücke, die in den 80er Jahren von der Studiobühne Bayreuth aufgeführt, und die beiden Hörspiele, die zur selben Zeit vom Saarländischen Rundfunk gesendet wurden. Mit dem Lyrikband „Schönes Blumenfeld – Kleine erotische Versschule“ (Fischer Taschenbuch 1988) kehrte Tänzer jedoch, hier mit Vers-, Reim-, Strophen- und Gedichtformen, wieder zum Spielerischen zurück. Beiden Schreibarten ist Tänzer bis heute treu geblieben. Für den Saarländischen Rundfunk verfasste Tänzer auch Rezensionen, er war zeitweilig Redakteur des Poesietelefons Saar, und er trat als Herausgeber thüringischer Minnelieder (mit eigener Übertragung) in Erscheinung. Zweisprachige Ausgaben von Tänzers Gedichten wurden in den 90er Jahren in Metz und St. Petersburg verlegt. In jüngerer Zeit erschienen Gerhard Tänzers Texte, durch die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern, in bibliophil gestalteten Büchern.
Würdigung
1984 Mitgewinner des Theaterstück-Wettbewerbs "Spielzeit - Zeitspiel" Bayreuth
1999 Kulturpreis für Kunst und Wissenschaft des Landkreises Saarlouis
2003 Saarlandliedpreis