Sabine Scholl studierte Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaften in Wien. Sie lebt nach mehrjährigen Aufenthalten in Aveiro, New York und Chicago heute in Berlin, unterrichtet Creative Writing und hält Gastvorlesungen an verschiedenen Universitäten, zuletzt in Nagoya/ Japan. Seit 2007 lehrt sie zeitweise am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2009 bis 2012 baute sie den Bachelor-Lehrgang Sprachkunst an der Univerität für Angewandte Kunst Wien mit auf. Ab 2014 leitet sie die ERAschreibkurse in Berlin. Seit 2015 ist sie Jurymitglied für den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt, Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher in verschiedenen Genres. Ihre Spezialisierungen sind Transnationale Literatur (Nicht Ganz Dicht, Die Welt als Ausland, Die Geheimen Aufzeichnungen Marinas), Frauen/Mütter (Alle ihre Körper, Wir sind die Früchte des Zorns), Mode (Giftige Kleider, Tödliche Tulpen), Reisen (Sehnsucht Manhattan, Lissabonner Impressionen), Digitale Literatur, Beziehungen zwischen Kunst und Literatur (No-Names, diverse Aufsätze zur Kunst). Neben der nazistischen Vergangenheit Österreichs und deren Auswirkungen prägt auch ein jüngeres historisches Ereignis Sabine Scholls Arbeit als Schriftstellerin: der Fall der ‚Berliner Mauer‘ und die Wiedervereinigung Deutschlands. Diese beschleunigen letztlich auch die Erweiterung der Europäischen Union und treiben im Namen der ‚Einheitskultur‘ und der Wettbewerbsfähigkeit die Idee der Globalisierung voran. Obwohl Globalisierung neue Räume schaffen soll, wenn auch nur, um Altes zu überdecken (den ‚Eurozentrismus‘ etwa), bleiben Ost/West- und Nord/Süd-Spaltung, ebenso wie die Vorstellungen von der Existenz einer ‚Dritten Welt‘sowohl als Denkfiguren wie auch als politische Konzepte aufrecht. Scholl arbeitet so am Entwurf einer neuen Gesellschaft, in welcher ‚Mischkultur‘ als selbstverständlich und kreativ betrachtet würde. Das Suchen und Finden einer schwankenden, weil sich verändernden (Pluri-)Identität in der und durch die Erinnerung sind leitmotivische Prioritäten in Scholls Schreiben. So wird etwa die dokumentarisch belegte ‚Biographie‘ – jene Textsorte, in der traditionell die Fixierung von Identitäten stattfindet – in einem von der Autorin als ‚Nähen‘ bezeichneten Prozeß generisch, inhaltlich und sprachlich verfremdet.
Sabine Scholl arbeitet mit Künstlern verschiedener Sparten zusammen: Mit der Autorin Lyda Mischkulnig verfasste sie das fünfbändige Werk Böhmische Bibel, sowie ein Libretto, das der Komponist Renald Deppe vertonte. Ausserdem entstand dazu die Böhmische Symphonie, komponiert von Angelica Castello. Sabine Scholl hat zwei Kinder. (Anm.: Die kursiven Passagen stammen aus einem Aufsatz der Literaturwissenschaftlicherin Jeanne Benay)
2019 Landeskulturpreis Oberösterreich, 2018 Anton-Wildgans-Preis, 2010 Georg-Saiko-Reisestipendium, 2009 Joseph-Roth-Reisestipendium, 2000 Diverse Stipendien, u.a. Adalbert-Stifter-Stpendium 1995 Förderungspreis des Bundesministeriums 1993 Hauptpreis der Floriana in St Florian 1992 Rauriser Literaturpreis für "Fette Rosen" 1991 Theodor-Körner-Preis 1991 Förderpreis der Stadt Wien
Seit 2001 lehrt Sabine Scholl an verschiedenen Instituten Literarisches Schreiben, u.a. an der Universität für Angewandte Kunst Wien, dem Deutschen Literaturinstitut Leipzig, der Universität der Bildenden Künste Berlin. Sie gibt Schreibkurse und arbeitet auch als privater Schreibcoach an Buchprojekten. Sie schreibt Artikel, u.a. für Lettre International, ZeitOnline, piqd, Der Standard, bespricht Bücher und literarische Zeitschriften, konzipiert Veranstaltungen und mentoriert junge Zeitschriftenprojekte, z.B. PS Politisch Schreiben. Neben Lehr- und Vortragstätigkeiten im Ausland (USA, Japan, etc.) nimmt sie längere Aufenthalten in Künstlerresidenzen, zuletzt in Sri Lanka, Venedig und Portugal wahr, um neue Schreibvorhaben zu recherchieren und zu realisieren. Sie ist gern unterwegs.